Idee

Was ist das Schenk.Geld.Experiment?

50 Menschen, 3 Tage und eine alte Fabriketage. Alle wollen irgendwas. Die lang erträumte Gitarre für einen Freund. Den neuesten Plan zur Weltenrettung: Kompost-toiletten anstatt Dixies auf Festivals. Freistellungsgeld um einem Flüchtling drei Monate Deutsch bei zu bringen. Einige sind vor allem am Prozess interessiert. Wahrnehmen. Menschen. Projekte. Was treibt andere an? Wo steig ich ein? Wieder andere haben Geld und wollen lieber echten Augen sehen, als sich durch 100 Seiten Kickstarter zu klicken oder den nächsten Charitable Trust mit ihrem Anwalt zu entwerfen. Wer will, postet einen Umschlag an die Wand. ‹Was ich will – was ich brauch – sprecht mich an!› In manchen Umschlägen sammeln sich bereits Scheine. Ein Hausprojekt findet einen unterstützenden Architekt. Drei Leute merken das sie gerade die selbe Idee tragen: Aus den Sprachkursen für Flüchtlinge wird eine Schule. Eine geerbete Gitarre wechselt seinen Besitzer. Die Nachtgespräche ackern die Prozesse durch: Die Scheu nach Geld zu fragen, die Schwierigkeit Geld zu haben, es frei zu schenken und die sozialen Probleme des Mäzenatentums. Doch. Irgendwas scheint gelungen. Freies kulturelles Leben tritt individueller in den Blick und manches kann durch Taten oder durch Geld realer werden.

Warum Geld?

Wir wollen erforschen was Geld ist und wie es in unserem und allen anderen Leben wirkt. Im Fokus stehen Fragen nach der Beziehung die das Geld sichtbar macht, was eigentlich die Aufgabe des Geldes ist und welche Rolle das Schenken spielt. Unser Anliegen ist es, einen Erfahrungs- und Erkenntnisraum zu gestalten, der die Dynamiken des Geldes erleb- und denkbar macht und nach zukunftsfähiger Haltung und Handlung fragt.

Unser Weg zum Schenk.Geld.Experiment?

Wir kennen beide Seiten. Das nächtelange Stiftungsanträge ausfüllen, um am Ende 1000€ zu bekommen, aber auch die Probleme die auftreten, wenn man selbst in Stiftungen sitzt und Anträge ‹abarbeitet›, wo bei Zeitmangel ein schickes Layout über ja und nein entscheiden kann. Durch diese Erfahrungen brennt bei uns seit Jahren die Frage, wie Entscheidungsprozesse im Umgang mit Geld sinnvoll zu gestalten sind. Der geschützte Raum eines ‹Stiftungs-Hinterzimmers› kann zwar qualitative Urteile bringen, schließt den Vergabeprozess aber auch von den Antragsstellern ab. Selbst wenn ein Projekt aus guten Gründen abgelehnt wird, geht die wertvolle Kritik meist verloren, da die meisten Stiftungen keine Kommunikation über ihre Gründe führen. Daher leiden Kultur-AktivistInnen nicht nur am aufwendigen Antragswesen, sondern auch an undurchsichtiger Urteilsbildung bzw. fehlendem Feedback. Aus Frustration an dieser formalisierten Stiftungslandschaft entstanden im Netz unzählige Crowdfunding-Plattformen – welche die Geldbeschaffung zwar demokratisieren, aber durch das digitale Medium auch anonymisieren bzw. kommerzialisieren. Das von uns entwickelte Schenk.Geld.Experiment (oder Live-Crowd-Funding) will beide Qualitäten vereinen – die qualitative Urteilsschleifung in kleinen Stiftungsräten und die breite Projektübersicht und Intelligenz des Schwarms.

Nochmal – was wollt ihr?

Teilnehmende eines Schenk.Geld.Experimentes sind eingeladen ihre Herzensanliegen oder die von anderen darzustellen. Über diese Wahrnehmung von Wille wächst Beziehung. Als Folge kann Geld in Fluß kommen – die Vorhaben von Einzelnen werden durch die Bejahung vieler gestärkt oder hinterfragt. Was bei Stiftungen im Hinterzimmer stattfindet und im Netz anonym bleiben kann, holt das Schenk.Geld.Experiment in konkrete Räume. Mit allen unbequemen Fragen und sich dabei in die Augen schauen: Wie frei ist Schenken? Wie bewerte ich, was gerade an der Zeit ist? Wie frei fühl ich mich als Beschenkter? Neben der konkreten Geldvergabe bildet das Bewegen dieser Fragen, eine Essenz der Schenk.Geld.Experimente.